Wenn Regina Witt durch die Flure des Seniorenheims „Haus Curanum Barth“ läuft, dann geht sie durch ihr Zuhause, wie sie selbst sagt. Kein Wunder – seit bereits 42 Jahren arbeitet die heutige Pflegeheimleiterin in der Einrichtung in dem beschaulichen Küstenort Barth an der Ostsee.

Beliebt bei Bewohnern und Mitarbeitern
Bei ihren Rundgängen werden Kollegen und Bewohner gegrüßt, kurz geplauscht und ausgeholfen, weil eine alte Dame die Fernbedienung des Fernsehers verlegt hat. „Ich muss immer meinen Rundgang machen und mich einmischen“, sagt Regina Witt und lacht. „Eigentlich müsste ich acht Stunden am Tag am Schreibtisch in meinem Büro sitzen, aber ich brauche den Kontakt – zu den Bewohnern und zu den Kollegen.“
Das merkt man der Heimleiterin an: Jeden, den sie auf den Fluren und den Zimmern trifft, kennt sie nicht nur mit Namen. Sie weiß, wie die Kinder der dementen Dame aus dem zweiten Stock heißen, wo sie einst gewohnt hat und dass sie sich für Segelboote interessiert. „Gerade bei demenzkranken Menschen ist es wichtig, gut zuzuhören und das Gespräch am Laufen zu halten, indem man die bekannten Dinge aufgreift.“
Regina Witt setzt sich an das Bett einer Bewohnerin und streicht ihr liebevoll über den Arm, als diese über das Schnarchen ihrer Zimmernachbarin klagt. Beim Abschied bedankt sich die Bewohnerin für den Besuch und hat wieder ein Lächeln im Gesicht.
Die Liebe zur Heimat
Seit 1976 arbeitet Regina Witt in dem Pflegeheim, das schon damals an der gleichen Stelle stand, wenn auch in einem anderen Gebäude. Sie selbst ist auch in Barth geboren und aufgewachsen. „Ich wohne sogar noch in meinem Geburtshaus! Nicht mal von dort habe ich es weggeschafft“, scherzt die 61-Jährige.
Denn sie liebt, wo sie lebt und was sie tut. Und langweilig sei es ihr noch nie geworden. Tatsächlich hat der Alltag der zweifachen Mutter nämlich mit Beständigkeit recht wenig zu tun. Kaum ein Tag verlaufe vorhersehbar. Und schnell zeigt sich auch: Die lebensfrohe Bartherin hat eine ganze Menge zu erzählen.
Eigentlich wollte sie nach dem Abitur Medizin studieren, doch sie wurde gegen ihren Willen zum Studium auf Lehramt umgelenkt. Nach nur wenigen Monaten brach sie ab und fasste den Entschluss Krankenschwester zu werden. Doch auch ihr Start als jüngste Mitarbeiterin in dem damaligen Pflegeheim in Barth war nicht immer einfach.
Früher war alles anders
„Das Pflegeheim war ein altes heruntergekommenes Gebäude und roch schrecklich, die Bewohner mussten teilweise zu siebt in einem Zimmer wohnen und hatten bloß ein Bett, einen Stuhl und einen Spind auf dem Flur.“ Auch einen Aufzug habe es nicht gegeben. Die Wäsche wurde noch auf dem Hof vorgewaschen und in der Waschküche eingeweicht.
„Im Keller gab es eine Kohle-Schwerkraft-Heizung. Das Pflegepersonal war im Spät- und Nachtdienst für den Ofen zuständig. Und zum Baden musste das warme Wasser eimerweise die Treppen hinaufgetragen werden.“
Doch all die 42 Jahre ist eines gleich geblieben: „Es gibt immer wieder ganz tolle Augenblicke, die mich sehr berühren“, schwärmt sie. An Rente will die 61-Jährige daher noch nicht denken. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, den ganzen Tag nichts zu tun zu haben. Außerdem muss ich doch allen hier weiter mit meinem ewigen Optimismus auf den Keks gehen.“