„Wir sind bunt, wir sind einfach anders als andere“ – dafür stehen Ralf Flachsenberg und sein Team vom Seniorenheim Haus Gartenstadt in Berlin-Rudow. Der Einrichtungsleiter lebt eine sehr offene Kultur in seiner Einrichtung, in der sowohl Bewohner*innen, als auch Mitarbeiter*innen mit einer anderen Nationalität, einem anderen Glauben, sexuellen Orientierung, etc. willkommen sind.
Die Themen „Diversity“ und ein stabiles, großes Netzwerk waren für Flachsenberg schon immer ein großes Anliegen. Seit letztem Jahr engagiert er sich nun verstärkt für Menschen, die vermeintlich nicht in das Bild der „Allgemeinheit“ passen. Ein Teil seines Engagements umfasst das Projekt „gay and gray“, bei welchem sich für homosexuelle Senioren und Seniorinnen eingesetzt wird. Aufmerksam geworden ist der Berliner Einrichtungsleiter auf dieses Projekt durch eine bpa-Veranstaltung, auf welcher einem deutschen Seniorenheim für „gay and gray“ ein Innovationspreis verliehen wurde. Nach einem intensiven Austausch mit der Einrichtung und deren Leitung stand für Flachsenberg fest, sich ebenfalls an dieser Initiative zu beteiligen.

Seither sind Flachsenberg und sein Team auch auf Berufsmessen, die speziell für LSBTI* gedacht sind, vertreten. Außerdem schaltete die Einrichtung Job-Anzeigen in dem Berliner Szenemagazin „Siegessäule“, dass sich explizit nur an die LSBTI*-Szene richtet. Das Engagement des Einrichtungsleiters wirkt sich schon jetzt positiv auf den Bewerberprozess der Einrichtung aus: Das Haus bekommt so viele Bewerbungen und Anfragen für Jobs, dass sogar schon Interessenten abgelehnt werden mussten – in der Pflegebranche ein eher seltenes Phänomen, da hier meist händeringend nach qualifiziertem Personal gesucht wird. Flachsenberg konnte in diesem Jahr 29 neue Mitarbeiter für seine Einrichtung gewinnen, davon starten 16 Bewerber als Pflegefachkräfte und drei mit einer Ausbildung.
Zu der Frage, wie Bewohner und Angehörige auf das „bunte Treiben“ im Haus Gartenstadt in Berlin-Rudow reagieren, hat Ralf Flachsenberg eine ganz klare Meinung: „Schon bei den Vorgesprächen zur Aufnahme weisen wir die Angehörigen darauf hin, dass es bei uns keine Diskriminierung gibt und jeder in unserer Einrichtung willkommen ist – egal wie er aussieht, welche Menschen er liebt oder welcher Religion er angehört. Das muss so akzeptiert und respektiert werden. Auch mit dem Heimbeirat wurde da so besprochen“. Leider ist das laut dem Wahl-Berliner immer noch nicht selbstverständlich. Vor allem einige Bewohner, die noch in Zeiten des Nationalsozialismus aufgewachsen sind und sozialisiert wurden, haben laut Flachsenberg oft Schwierigkeiten damit. „Erst kürzlich hatten wir einen unschönen Vorfall mit einem Bewohner. Wir haben sogar geprüft, ob wir ihm kündigen können“, so Flachsenberg. Letztendlich durfte der Bewohner natürlich bleiben, jedoch unter ständiger Beobachtung, damit ein respektvoller Umgang mit dem Pflegepersonal bewahrt wird.
Abgesehen von diesem Einzelfall, fühlen sich die Mitarbeiter*innen im Haus Gartenstadt in Berlin-Rudow sehr wohl. Kein Versteckspiel, keine Diskriminierung – jeder kann sein so sein, wie er möchte. Einrichtungsleiter Ralf Flachsenberg und Pflegedienstleiterin Viola Müller legen sehr großen Wert auf Vielfalt und auf ein immer offenes Ohr für alle Mitarbeiter*innen. Und das wissen diese immer mehr zu schätzen. Zumal bald die Eröffnung einer inklusiven Kita, “flinke Gartenstadt“ geplant ist, wo dann auch Mitarbeiter*innen ihre Kinder unterbringen können.