Von den 77 Angestellten in der Pflege, die sich im Haus Rosenpark in Hemmingen auf sechs Wohnbereichen um die rund 160 Bewohner kümmern, kommt nicht einmal die Hälfte ursprünglich aus Deutschland. Sie stammen aus drei Kontinenten, lebten teilweise noch vor Kurzem in Albanien, auf den Philippinen, in Westafrika oder Vietnam.
Wie rekrutieren Andreas Baumert und seine Kollegen so viele neue Mitarbeiter? „In erster Linie, indem Mitarbeiter für Mitarbeiter werben“, so Pflegedienstleitung Anke Jackson. „Natürlich sind wir auf Online-Plattformen, natürlich haben wir auch schon Anzeigen geschaltet, aber das ist nicht mehr attraktiv“, sagt Baumert. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass besonders Mitarbeiter, die neu bei uns anfangen, einen guten Draht zu potenziellen Mitarbeitern haben. Durch eine indonesische Auszubildende haben wir zum Beispiel mehrere neue Nachwuchskräfte aus ihrer ehemaligen Schulklasse für unser Team gewinnen können.“
Persönlicher Wille und Engagement fördern Integration
Damit die Integration der ausländischen Nachwuchskräfte funktioniert, legen Baumert und Jackson großen Wert auf den Erwerb der deutschen Sprache. Natürlich hilft man sich am Anfang und in den Übergangsphasen auch mit Englisch. Aber Voraussetzung, um im Team anzukommen, ist der Spracherwerb – und der gelingt auch.
Muhammad Mejzub, Abie Barrow und Burbuqe Sadaj sind das beste Beispiel dafür. Angesichts der Kürze der Zeit machen sie bereits sehr gute sprachliche Fortschritte. „Da machen wir keine Kompromisse“, betont Baumert, „In den Wohnbereichen muss Deutsch gesprochen werden. Das ist für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter genauso wichtig wie für die Bewohnerinnen und Bewohner.“
Das Engagement und die Motivation der Mitarbeiter kommen nicht von ungefähr: Baumert und Jackson legen viel Wert auf die persönliche Wertschätzung. „Das fängt mit den einfachsten Dingen an“, sagt Baumert, „höflicher Umgang zum Beispiel. Aber auch mit dem Bewusstsein, dass wir Fürsorge für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen, anstatt sie nur als Ressource zu begreifen. Dass man immer lösungsorientiert ist, sich ständig hinterfragt – und zwar nicht nur einmal im Monat bei einem Meeting“.
Für die gesamte Belegschaft in Hemmingen bedeutet das: Jeder bekommt einen eigenen Adventskalender, im Sommer gibt es Cocktails (selbstverständlich alkoholfrei), man frühstückt gemeinsam und besuchte vor Corona auch mal das Varieté oder ein Spiel von Hannover 96 . Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die einen Schicksalsschlag wegzustecken hatten, wurde sogar schon ein privates Wochenende an der Nordsee finanziert, damit sie ein wenig von ihren Sorgen abschalten konnten.
Senioren sind offen und tolerant
Die Heimbewohner aus dem Rosenpark hatten anfangs etwas Vorbehalte gegenüber den ausländischen Pflegekräften. „Bewohner und deren Angehörige haben sich an Kopftüchern gestört, auch an der Hautfarbe.“ Eine offene Kommunikation hat jedoch geholfen. Inzwischen ist das kein Thema mehr“, sagt Baumert.
„Anders als in Deutschland, ist in vielen Kulturen der Umgang mit alten Menschen selbstverständlich. Daher kommt die ruhige Art unserer ausländischen Kollegen auch sehr gut bei den Bewohnern an“, sagt Jackson. „Unsere demenziell veränderten Bewohner interessieren Hautfarbe und Herkunft schon gar nicht. Diese fühlen nur das Herzliche und die Art und Weise, wie mit ihnen umgegangen wird.“