„Die meisten hier kennen Mailo noch als Welpen“, sagt Manolya Dogruyol. „Deshalb ist es für sie selbstverständlich, dass er immer mit mir mitkommt. Er ist ein echtes Teammitglied.“ Was sie von anderen unterscheidet ist die Tatsache, dass sie mit Labrador Mailo zur Arbeit geht. Dogruyol aus Frankfurt-Bornheim ist lebhaft, unterstreicht, was sie spricht mit Armbewegungen und einer intensiven Mimik. Nicht nur ihr Temperament schätzen Bewohnerinnen und Bewohner sowie Kollegen und Vorgesetzte an ihr. Es sind auch ihre Zugewandtheit, ihre Energie und ihr großes Herz, das sie auf der Zunge trägt.
„Sie ist einfach super“, sagt der Auszubildende Alessio. „Sie ist ein Schatz“, sagt eine der Bewohnerinnen, die gerade im Vorbeigehen einen Kuss von der Pflegehelferin auf die Wange gedrückt bekommen hat.
„Sie ist eine tolle Mitarbeiterin“ sagt Barbara Kaffenberger, die das Heim am namensgebenden Frankfurter Wasserpark seit drei Jahren führt. Seitdem hat sich in dem 74-Zimmer-Haus viel verändert. Nach reichlich Wechseln in der Leitung ist mit ihr Ruhe ins Management gekommen. Dienstpläne sind stabil, das Personal arbeitet zum großen Teil schon lange zusammen.
Manolya ist 36 Jahre alt, hat ein Drittel ihres Lebens im Haus Curanum verbracht. Dass sie in der Pflege gelandet ist, verdankt sich einem Zufall. Denn eigentlich war sie zufrieden in ihrem Beruf als Arzthelferin. Doch ihr Arbeitgeber schloss seine Praxis. Auf dem Weg ins Schwimmbad entdeckte sie die Einrichtung am Wasserpark. Obwohl Manolya nie in die Pflege wollte, stellte sie sich vor und blieb dort. Und ist bis heute glücklich damit.
Ihr Bild vom Pflegeberuf hat sie seitdem komplett „überarbeitet“. „Wie viele meiner Freundinnen hatte ich mir das ganz anders vorgestellt. Das Technische an der Pflege, also Essen bringen, waschen, Toilette, ist nur so ein kleiner Prozentsatz“, weiß sie längst, „der Rest der Zeit ist Beziehung, sich kümmern, für Menschen da sein.“
Und mit ihnen etwas tun. Zum Beispiel Schönheitspflege. Zwar bietet das helle Haus an der Friedberger Landstraße einen eigenen Friseursalon, aber Manolya hat auf ihrer Station ein Zimmer für Spontan-Schmink-Aktionen eingerichtet. „Manolya‘s Beauty-Salon“ steht auf einem liebevoll gestalteten Schild.
Es ist die Kunst herauszufinden, was die Leute gern gemocht haben, bevor sie zu uns kamen.“ Wer Wert darauf legte, gepflegt zu sein, bekommt zwischendurch Nagellack oder Locken gemacht.
Wer gerne malte, wie die Bewohnerin, die früher selbst mal Altenpflegerin war, findet Gelegenheit dazu. „Das ist schön geworden“, sagt Manolya zum gerade fertig gewordenen Aquarell. Später wird jemand dafür sorgen, dass es im Heim an die Wand gehängt wird – wie manch anderes Bild.
Vieles, was an gemeinsamen Aktionen unternommen wird, dokumentieren Manolya und Kolleginnen mit Kamera oder Handy. Aus den Fotos werden Collagen, die Gänge und Zimmer zieren. Rechts vor der Küche hängt das Plakat vom Oktoberfest, demnächst kommt sicher ein Faschings-Plakat dazu.
„Ich kann meinen Bewohnern das Gefühl geben, dass es schön ist, dass sie da sind. Ich teile viel mit ihnen, auch Leid“, erzählt sie. „Viele Menschen hier haben niemand mehr und brauchen einfach nur Liebe und davon habe ich viel.“
Den Rest besorgt Mailo – er wird derzeit zum Begleithund ausgebildet. Mailo darf sich im gesamten Haus bewegen, ist bei allen beliebt und schließt Herzen auf. „Bei manchen Bewohnern darf ich gar nicht ohne ihn kommen“, sagt Manolya mit einem Augenzwinkern.
Dass der Job anstrengend ist, daraus macht sie keinen Hehl. Wenn die Pflegehelferin um 15 Uhr nach Hause kommt, legt sie sich erstmal hin. Dann stehen Haushalt, Einkaufen und Freizeit an. Am Wochenende wird gefeiert.
Morgen geht sie wieder gern zur Arbeit. Auch weil sie sich auf ihre Kollegen freut. „Was hier top ist: jeder ist wirklich für jeden da. Man fühlt sich sicher und aufgehoben“, lobt sie den Zusammenhalt im Team. „Ich gehöre einfach hierher“.
Manolya ist mitreißend, auch außerhalb des Pflegeheims. Weil sie ihren Job so schätzt, hat sie sogar schon Freundinnen zur Pflege gebracht. „Auch ich musste es erst erfahren, um zu sehen, was mir dieser Beruf bringt“ sagt sie, „jetzt kann es ich es jedem nur empfehlen. Versucht es mal!“